Donnerstag, 12. Oktober 2017

Zweite kuriose Geschichte des Tages

Wenn du spät nach Hause kommst, den Hausschlüssel ins Schloss steckst, ihn umdrehst... und nichts passiert, dann hast du ein Problem. Dann weißt du endgültig: Dieser Tag wird auch auf den letzten Metern nicht dein Freund.

Da ist es gut, wenn man den richtigen Spezialisten für solche Notfälle anruft. Sein Name: Marx, Frank Marx. Und er ist ungefähr der arschcoolste Typ unter der Sonne (die zu diesem Zeitpunkt allerdings längst untergegangen war). Als Jesus seinerzeit Probleme damit hatte, die Steinkugel wegzurollen, hat er IHN gerufen. Wenn sie irgendwann das Bernsteinzimmer finden, und es ist von innen abgeschlossen, werden sie IHN holen. Denn für diesen Kerl stellen Türen keine Hindernisse dar. Nicht mal Herausforderungen. Sie sind bestenfalls Training.

Die Fluppe im Mundwinkel, den Werkzeugkoffer lässig schlenkernd, anderthalb Meter totale Kompetenz - so stapfte er im Halbdunkel heran. Nun gibt es ja zwei Sorten Haudegen: Es gibt die wortkargen, eher mürrischen Typen, die nur dann und wann ein verächtliches Schimpfwort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorknurren. Und es gibt Frank Marx. Oder anders: Er redet gern. Und viel. Und oft. Eigentlich andauernd. Wie die meisten großen Helden hat er einen Erkennungssatz - eine so genannte Catchphrase -, um sich von seinen Mitbewerbern zu unterscheiden. In seinem Fall lautet sie: "Ich will Ihnen das nur kurz erklären." Ja, das wollte er. Das tat er auch. Wortreich, durchaus eloquent, aber glücklicherweise vor allem parallel zu seiner Arbeit. Denn sein eigentliches Ziel neben einer gewissen didaktischen Verantwortung für den Kunden (der übrigens dringend pinkeln musste) war das Öffnen des offensichtlich kaputten Schlosses.

Zum Einsatz kamen zwei verschiedene Diamantaufsätze für den Schlagbohrer, der Schlagbohrer, ein uralter Schraubenzieher, ein noch älterer Hammer, zwei Zigaretten in einer halben Stunde, eine ins wirre Grauhaar geschobene Sonnenbrille (nochmal: es war bereits dunkel) und im späteren Verlauf eine Flasche WD40 aus meinem eigenen Besitz. Ich verfüge nun über ein neues Türschloss, "das Beste auf dem Markt", quasi unzerstörbar, findet auch in Atomkraftwerken Verwendung, der Hausmeister von Fort Knox würde bei diesem Anblick neidvoll in Tränen ausbrechen... Ihr habt ein Bild.

Gekostet hat mich das Ganze genau *hust* Euro. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass der Beste unter den 24-Stunden-Schlüsseldienstleistern dafür gesorgt hat, dass aus meiner Hütte das dörfliche Äquivalent zu Abrahams Schoss geworden ist. Kein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass es viel Geld ist. Aber der Meister heißt offenbar nur zufällig Marx.