Donnerstag, 18. Mai 2017

Herzensangelegenheiten

"Outshined" hieß der Song, und genau so fühlte ich mich damals auch. Ich war 19, im Fernsehen liefen noch Musikvideos, und manchmal passt einfach alles zusammen. Da sang einer von Weltschmerz, vor allem aber von seinem persönlichen, er hatte die Arme ausgebreitet, und die Verzweiflung in seiner Stimme klang echt. Sein Name war Chris Cornell, seine Band hieß Soundgarden, und wenn jemals ein Bandname wie die Faust aufs Auge gepasst hat, dann dieser.

Tatsächlich war das der Beginn einer Begeisterung, die bislang mehr als zwei Jahrzehnte überdauert hat. Große Hits und kleine Probleme, Trennung und Wiedervereinigung, Höhen und Tiefen, Nebenprojekte und Soloplatten - ob der Mann nun den Rest Against The Machine hinter sich vereinte oder für James Bond sang: Ich war dabei. Soundgarden, M.A.C.C., Audioslave, das Unplugged-Album... natürlich steht das alles bei mir im Regal, aber vor allem pulsiert es durch Herz und Kopf.

Was das Leben auch bringen mochte, da war immer diese Stimme, die von Abgründen sang und von den Wegen, die hinausführen. Und davon, wie schwierig es ist, sie zu gehen. Ein Album ragt als einsames Meisterwerk nicht nur aus dem Schaffen dieses Ausnahmesängers heraus, sondern nimmt auch unter meinen Platten für die Insel oder die Ewigkeit eine Sonderstellung ein. Temple Of The Dog, das Projekt zu Ehren des verstorbenen Andrew Wood, ist die Tonspur meiner Welt. Hymne, Ballade, fuckin' Rocksong - all das wird hier neu und endgültig definiert, vertont Traurigkeit und Wut und Hoffnung.

Jetzt ist Chris Cornell tot. Einfach so, mit Anfang 50, nach einem Konzert gestorben. Ich ahne die Gründe und verfluche sie. Die Stimme in meinem Kopf ist verstummt, das Herz hat für einen Moment ausgesetzt, als mich die Nachricht erreichte.

Say Hello 2 Heaven.