Donnerstag, 8. November 2007

Herzensangelegenheiten

Verdammt kalt da draußen. Also den Kragen hochgeschlagen, den Kopf eingezogen, und weiter geht's. Aber Vorsicht: Wer den Kopf zu weit einzieht, läuft Gefahr, nichts mehr zu hören.

Und das wäre doch schade, schließlich versorgen auch die Ohren das Organ dazwischen mit immer neuen Aufgaben. Wer hat zum Beispiel raus, weshalb "Hang Me Up To Dry" von den Cold War Kids das beste Gitarrenpopstück der vergangenen fünf Jahre ist? Liegt es an den Spät-80er-Shoegazer-Gitarren? Am lakonischen Rhythmus? Am für eine Ami-Band erstaunlich britisch näselnden Gesang? An den gewollt schiefen Klaviersprengseln? Oder ist es einfach diese verdammte Melodie, die sich bereits nach dem ersten Hören unauslöschlich im Schädel festsetzt? Vermutlich ist es von allem etwas.

Aber es gibt dieser Tage noch mehr zu hören - und zu unserer großen Überraschung gehören durchaus Neuerscheinungen dazu. Bruce Springsteen hat ein neues Album veröffentlicht. Aha, da hören die ersten auf zu lesen. Selbst schuld. Denn wer immer noch nicht weiß, dass "der Boss" (wie er von Fans und Feuilletonisten genannt wird) erstens über einen schmutzig-rebellischen Klassenkämpferhintergrund verfügt und zweitens mehr zu bieten hat, als seine Radiohits erahnen lassen, hat schlicht nichts verstanden. Gebt dem Mann eine Chance! Oder um es mit Nick Hornby zu sagen: Es ist nicht diese Art Springsteen.

Außerdem muss ja jemand den Job erledigen, da ist ein hemdsärmeliger Multimillionär aus den Staaten so gut wie jeder andere. Ganz heiser ist er, der Bruce, vom vielen Anschreien gegen all die Ungerechtigkeiten in dieser, unserer Welt. Und auch das tut von Zeit zu Zeit sehr Not: Leider wird die globale Gesamtsituation nämlich nicht besser, sondern schlechter. Das macht nicht nur unzufrieden, das lässt frösteln.

Verdammt kalt da draußen. Und es wird noch kälter.